Sporttote verhindern!

Von Dr. Willi Heepe, dem Berliner Marathon-Arzt

Der plötzliche, natürliche Tod im Sport ist immer ein dramatisches Ereignis. Dabei bleibt häufig eine sensationsorientierte mediale Begleitung nicht aus. Dementsprechend wird oft emotional und unsachlich kommentiert. Organisatoren großer Massenveranstaltungen stehen unter dem unausgesprochenen Druck ein solches Ereignis grundsätzlich zu verhindern.

Kein Mensch analysiert wie viele Herzinfarkte, auch tödliche, beim Endspiel der Europameisterschaft in Deutschland ausgelöst wurden. Niemand macht sich Gedanken dieses zu verhindern. Der Tod im Sport wird häufig zum Alibi für Unsportlichkeit. Doch ist er vollständig vermeidbar? Ich glaube nicht, aber er ist in einem in hohen Grad minimierbar.

Ca. 1.200 Sporttote (hier sind allerdings Unfälle eingeschlossen) gibt es in Deutschland jährlich. Diese Zahl ist erschreckend und mit Sicherheit zu hoch. Hinsichtlich der plötzlichen Herztode untersuchten verschiedene medizinische Fachleute diese Ereignisse. Die präziseste Analyse kommt aus dem Zentrum der Rechtsmedizin der Universität Frankfurt/Main. Ca. 33.000 Autopsien aus den Jahren 1970 bis 2007 wurden auf plötzliche Todesfälle beim Sport analysiert und mit einer Kontrollgruppe verglichen.

Von 120 Betroffenen (0.36 Prozent der Obduktionen) waren 114 männlich im Alter zwischen 6 und 83 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren. Dagegen betraf es nur sechs weibliche Todesfälle mit einem Alter zwischen 15 und 59 Jahren und einem Durchschnittsalter von 38 Jahren.

Die Todesursachen waren deutlich altersabhängig. Bei älteren Sportlern, ab circa 35, überwogen deutlich Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Bei den jüngeren Athleten standen entzündliche Herzerkrankungen oder nicht erkannte und nicht registrierte vor Änderungen des Herzmuskels oder der Herzklappen im Vordergrund. Allerdings sind nicht erkannte Herzrhythmusstörungen mit tödlichem Verlauf in den Autopsien nicht mehr darstellbar. Die Analysen anderer Autoren schwanken in den Zahlen, kommen aber immer zu ähnlichen Ergebnissen.

Was kann, ja, muss die Sportmedizin vermitteln? Fakt ist, die vorbeugenden und schützenden Wirkungen einer ausgewogenen sportlichen Tätigkeit sind unübertroffen und dokumentieren eine deutlich höhere Lebenserwartung (viereinhalb Jahre) mit hoher Lebensqualität. Der Mensch ist nun einmal ein Bewegungstier.

Eine schützende Alternative zur Bewegung gibt es nicht.

Aber es ist auch zu beachten: Ein Restrisiko bleibt - Sport ist kein Mittel zur Unsterblichkeit, sondern das einzige Medikament mit gesicherten und dokumentierten präventiven Wirkungen.
Aber der Körper des Sportler bedarf - genau wie ein technisches Gerät - der regelmäßigen Wartung. Früh begonnen und in regelmäßigen Abständen durchgeführte sportmedizinische Untersuchungen sind eine hohe Gewähr, Erkrankungen des Herzkreislaufsystems früh zu erkennen, sinnvoll zu behandeln und dadurch einem tödlichen Ereignis vorzubeugen. Bei diesen Untersuchungen kommt der kardiologischen Befundung eine besondere Bedeutung zu.

Mit einem sorgfältig abgeleiteten Ruhe- und Belastungs-EKG sowie einer echokardiographischen Untersuchung sind beinahe alle Risiken aufzudecken und tödliche Ereignisse können verhindert werden. In jüngeren Jahren reichen zwei- bis dreijährige Kontrolleintervalle. Ab circa dem 35. bis 40. Lebensjahr sollten diese Kontrolluntersuchungen jährlich erfolgen. Für uns Ärzte in der Sportmedizin ist es immer noch erschreckend, wie viele Aktive bis ins hohe Alter nie einen Arzt aufgesucht haben. Die Antwort ist eigentlich immer die gleiche: Mir geht es gut, was soll ich bei einem Arzt!

In der Tat vermittelt das euphorische Wohlbefinden unter körperlicher Aktivität ein Gefühl der unendlichen Gesundheit. Dieses Gefühl ist gefährlich, denn die Hochrisikokrankheit Bluthochdruck ist lange ohne Symptome und kündigt sich erst mit einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt an.

Ebenso werden Durchblutungsstörungen des Herzens bei Sportlern häufig viel zu spät wahr genommen. In den letzten Jahren haben ich z. B. schwerste Durchblutungsstörungen des Herzens bei langjährig Trainierten nicht über klassische Angina-Pectoris-Symptome, sondern nur über nachlassende Leistung diagnostiziert.

Diese Sportler wären alle - sofern diese gefährliche körperliche Situation nicht erkannt worden wäre - klassische Kandidaten für einen vorzeitigen Tod gewesen.

Umdenken ist angesagt. Es kann nicht Aufgabe der Organisatoren von Laufveranstaltungen sein, mangelnde Selbstverantwortung von Sportlern sowie die Schusseligkeiten mancher Zeitgenossen zu kompensieren. Der medizinische Standard bei derartigen Veranstaltungen in Deutschland ist sehr hoch. So gibt es z. B. beim BERLIN-MARATHON etwa alle 500 Meter (ähnlich beim Stuttgarter Zeitung-Lauf) für den Notfall einen Defibrillator. Das ist Weltspitze.

Die wichtigste medizinische Sicherung jedoch liegt in der gesundheitlichen Verantwortung eines jeden Sportlers für sich selbst und damit für die Familie, aber auch für die Sportkollegen und für den Veranstalter. Das muss sich endlich im Denken des einzelnen verankern.

Ich bin gegen medizinische Pflicht-(sprich Zwangs-)untersuchungen vor Marathonläufen. Ich bin nicht gegen den Gesundheits-TÜV, dem sich jeder Läufer, jede Läuferin aus eigenem Antrieb unterwerfen sollte. Die meisten Sporttoten sind zu verhindern.

Und das Verhindern beginnt in unseren Köpfen. Schaffen wir eine neue Partnerschaft zwischen Sportler und Arzt.

Dr. Willi Heepe

Praxis Westend - Kardiologie, Sport- und Präventivmedizin
Medianzentrum
Spandauer Damm 130
14050 Berlin
Tel.: 030 / 30 11 82 30
Fax: 030 / 30 11 82 33
www.praxis-westend.de
heepe-berlin@t-online.de

Aus:
www.germanroadraces.de


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Hautkrebs-Gefahr auf 42,195 Kilometern

Marathonläufer haben ein höheres Hautkrebsrisiko als Nicht-Läufer. Das zeigt eine österreichische Studie. Dennoch wappnen sich nur gut die Hälfte der befragten Ausdauersportler gegen gefährliche UV-Strahlen.

Für die Studie stellte das Team aus Dermatologen von der Medizinischen Universität Graz um Christina Ambros-Rudolph 210 Marathonläufer im Alter von 19 bis 71 Jahren einer Vergleichsgruppe mit 210 Nicht-Läufern desselben Alters und Geschlechts gegenüber. Alle 332 Männer und 88 Frauen wurden von einem Spezialisten am ganzen Körper untersucht, auf Hautkrebs getestet und füllten Fragebögen aus - eine ganz gewöhnliche Vorsorgeuntersuchung also.

Mit Sonnenbrand ins Ziel: Die ukrainische Marathonläuferin Tatiana Hladyr beim Marathon in New York Anfang November
14 Nicht-Läufern und 24 Marathon-Läufern empfahl der Dermatologe daraufhin, sich medizinisch behandeln zu lassen, wie die Forscher im US-Fachmagazin "Archives of Dermatology" berichten.

Obwohl der Studie zufolge die Probanden aus der Testgruppe Merkmale erhöhter Sonnenempfindlichkeit aufwiesen - eine größere Anzahl Muttermale, hellere Haut und hellere Augen - stellte ein Dermatologe bei den Marathonläufern die größere Anzahl von atypischen Hautveränderungen fest. Dazu zählen Leberflecken und Wunden. Folglich seien die Läufer einem erhöhten Risiko ausgesetzt, an schwarzem Hautkrebs - dem sogenannten malignen Melanom - zu erkranken, schreibt Ambros-Rudolph.

Nicht nur, dass die Sportler sich verstärkt der Sonne aussetzten, schreibt die Wissenschaftlerin weiter, zusätzlich schwächten die Strapazen der über 42 Kilometer langen Marathonstrecke das Immunsystem. Einige Läufer nehmen sogar noch längere Ultra-Marathons auf sich. Diejenigen, die am härtesten trainierten, seien am meisten gefährdet, so die Forscher. 19 Prozent von ihnen müssten aufgrund ihrer Hautsymptome ärztlich behandelt werden.

Obwohl fast alle Sportler in der Untersuchung angaben, bei den Läufen mit kurzen Hosen und ärmellosen oder kurzärmeligen Trikots bekleidet zu sein, verwendeten nur 56 Prozent von ihnen regelmäßig Sonnenschutzmittel. "Läufer sollten sich darüber bewusst sein, dass UV-Strahlung bei der Entwicklung von malignem Melanom und weiteren Hautkrebsarten eine entscheidende Rolle spielt", schreiben die Forscher.

Sie empfehlen Betroffenen, ihre Trainingseinheiten und Wettkämpfe in sonnenärmere Zeiten zu verlegen, ihre Kleidung anzupassen und sich mit wasserfesten Sonnencremes zu schützen.

tos/rtr/AP


© SPIEGEL ONLINE 2006


Oxidative Belastung im Ausdauersport

- 40 Jahre lang wie 40 bleiben -

Regelmäßiger Sport schützt vor zu vielen freien Radikalen – und verhindert so vorzeitiges Altern und die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes oder Krebs. Gefahr droht allerdings, wenn die oxidative Belastung des Körpers zu hoch wird. Gelegenheits- und Leistungssportler müssen deshalb aufpassen. (02/2006)



Sauerstoff – ein zweischneidiges Schwert für das Leben

Der Begriff Sauerstoff ist für uns untrennbar mit dem Leben verknüpft. Nur mit Hilfe des Sauerstoffs kann unser Körper durch Oxidationsvorgänge die großen Energiemengen produzieren, die er zur Aufrechterhaltung seiner Lebensvorgänge, insbesondere auch zu seiner Fortbewegung, benötigt. Eine gute Sauerstoffversorgung ermöglicht es unseren vielen Billionen Körperzellen, ein hohes Energieniveau aufrecht zu erhalten, das für einen ungestörten Ablauf der lebenserhaltenden Stoffwechselprozesse notwendig ist. Ähnlich wie in einem Kraftwerk benötigt unser Körper aber eine ganze Reihe von Schutzmaßnahmen, damit diese Prozesse kontrolliert ablaufen können, ohne die umliegenden Strukturen zu zerstören. Denn bei der Energiegewinnung entstehen als Nebenprodukte aggressive Sauerstoffverbindungen, die unschädlich gemacht werden müssen.

Der natürliche Alterungsprozess besteht darin, dass diese Schutzmechanismen gegen aggressive Sauerstoffradikale allmählich nachlassen. Dadurch kommt es zu einer langsam fortschreitenden Störung der so genannten Mitochondrienfunktionen und einer Verringerung deren Energiegehaltes, der schließlich bei Unterschreiten bestimmter kritischer Werte im natürlichen Zelltod endet. Sauerstoff ist somit nicht nur für alle wesentlichen Lebensprozesse, sondern indirekt auch maßgeblich für deren Alterung und natürliche Beendigung verantwortlich.


Oxidativer Stress und freie Radikale – was versteht man darunter eigentlich?

In bestimmten Strukturen unserer Zellen, den Mitochondrien, werden Kohlenhydrate und Fettsäuren unter Sauerstoffverbrauch verbrannt (oxidiert), wobei Energie freigesetzt wird. Bei vollständiger Verbrennung entstehen dabei die harmlosen und unschädlichen Abfallprodukte Kohlendioxid und Wasser. Zu einem gewissen Prozentsatz (zirka 1 bis 4 %) laufen diese Reaktionen aber natürlicherweise nicht ganz vollständig ab. Dadurch entstehen instabile Sauerstoff- und Sauerstoff-Wasserstoffverbindungen wie beispielsweise das Superoxid Radikal und das Wasserstoffperoxid, die besonders in Anwesenheit von Schwermetallionen die Bildung hochreaktiver, aggressiver Verbindungen, die so genannten freien Radikale bewirken.

Die Bildung freier Radikale ist grundsätzlich ein normaler biologischer Prozess, den unser Körper auch für sich nutzt: Immunzellen nutzen deren zellzerstörendes Potential zum Abtöten krank machender Keime (Viren, Bakterien). Freie Radikale aktivieren Genanteile, die für die Produktion antioxidativer Schutzenzyme zuständig sind. Und freie Radikale können nicht mehr funktionierende, körpereigene Zellen unschädlich machen, bevor diese beispielsweise entarten oder sich unkontrolliert vermehren. Gleichzeitig sorgen körpereigene Enzymsysteme und Schutzmechanismen dafür, dass freie Radikale an den Stellen, wo sie nicht gebraucht werden, unschädlich gemacht werden. Das Dilemma ist: Leider ist die Schutzkapazität des Körpers begrenzt und nimmt mit zunehmendem Alter auch noch ab. Darüber hinaus bewirken auch Erkrankungen, Lebensstilfaktoren (Rauchen, Alkohol etc.) und Umwelteinflüsse (Umweltverschmutzung, Ozonloch etc.) eine übermäßige Bildung freier Radikale. Können diese nicht mehr ausreichend neutralisiert werden, schädigen sie vorzeitig wichtige biologische Strukturen. Von oxidativem Stress spricht man, wenn mehr freie Radikale gebildet werden als der Körper neutralisieren kann. Bestimmte Blutparameter (z. B. Malondialdehyd) ermöglichen eine Beurteilung des Ausmaßes von oxidativem Stress beim Menschen. Oxidativer Stress wird heute als wesentlicher Faktor vorzeitiger Alterungs- und Erkrankungsprozesse angesehen.


Sport: Oxidativer Stress oder Schutz?

Jede sportliche Belastung, insbesondere jede intensive und jede ausdauersportliche Belastung, geht mit einer Erhöhung des Energieverbrauchs und damit auch mit einer vermehrten Verbrennung von Sauerstoff einher. Diese kann dabei auf das über 100fache im Vergleich zu körperlicher Ruhe ansteigen. Das Gleiche gilt infolgedessen auch für die Entstehung freier Radikale. Bei ungewohnten, insbesondere ungewohnt intensiven Belastungen (vor allem beim Untrainierten) ist die geringe körpereigene, antioxidative Kapazität einer solchen Belastung oft nicht gewachsen. Bestimmte Blutwerte, mit denen man das Ausmaß oxidativen Stresses im Körper messen kann, steigen dann an und bleiben für 24 bis 48 Stunden erhöht. Nicht ganz zufällig haben belastungsbedingte Beschwerden wie Entzündungen bzw. Schmerzen im Muskel- oder Sehnenbereich, Muskelkater, Gefühl der Steifigkeit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Infektanfälligkeit einen ähnlichen zeitlichen Verlauf.


Der untrainierte Gelegenheitssportler – ein Risikofaktor für oxidativen Stress

Der Neueinstieg in ein Training ist also eine besonders kritische Phase, in der der Körper erhöhtem oxidativen Stress ausgesetzt ist, ohne ausreichend eigene Schutzkapazität zu besitzen. Ein moderater, behutsamer Belastungseinstieg und eine vermehrte Nahrungszufuhr oder -ergänzung mit antioxidativen Substanzen sind in einer solchen Phase besonders wichtig. Das Gleiche gilt für den so genannten „Weekend-Warrior“ (Wochenendkämpfer): Darunter versteht man Gelegenheitssportler, die nicht regelmäßig trainieren, sich aber ab und zu - bevorzugt an Wochenenden - in ungewohnte Belastungen stürzen (Fußballspiele, Lauf-Events u.a.) und diese mit maximaler Anstrengung durchzukämpfen versuchen.


Der regelmäßig Trainierende ist vor oxidativem Stress besser geschützt

Diese negativen Veränderungen bei einmaligen und zu intensiven Belastungen führen leider immer wieder selbst bei Ärzten und Therapeuten zu der Annahme, dass Sport grundsätzlich schädlich sei. Dies ist natürlich keineswegs der Fall. Im Gegenteil! Denn untersucht man Sportler, die ein regelmäßiges, an ihre Leistungsfähigkeit angepasstes Ausdauertraining durchführen, so stellt man fest: Trainierte besitzen im Vergleich zu Untrainierten eine höhere Fähigkeit, freie Radikale unschädlich zu machen. Ferner ist die individuelle Belastungsintensität von Trainierten bei gleichen Trainingsvorgaben geringer als bei Untrainierten und damit entstehen auch weniger freie Radikale. Erkrankungen, die mit einer Erhöhung der entzündlichen und oxidativen Belastung einhergehen, treten bei diesen Personen deshalb deutlich seltener auf.

Regelmäßiges Training kann darüber hinaus die antioxidative Reservekapazität des Menschen erhöhen. Es ist inzwischen belegt, dass sich Organe mit einem hohen Energieumsatz (Muskel, Herz, Leber) an ein regelmäßiges Training durch eine Erhöhung der Aktivität antioxidativer Enzymsysteme der Gewebe anpassen. Gleichzeitig produziert der Trainierte bei gleicher Belastungsintensität weniger freie Radikale als der Untrainierte. Messungen des oxidativen Stresses während und nach Trainingsbelastungen zeigen bei diesen Personen deshalb keine oder viel geringere Anstiege als bei Untrainierten. Damit kann der Organismus die sportbedingte erhöhte Radikalbildung (die ja in der Regel nicht länger als ein bis zwei Stunden pro Tag dauert) nicht nur während der Belastung kompensieren. Er besitzt vielmehr für die übrigen 22-23 Stunden des Tages eine mehrfach erhöhte Stressresistenz gegenüber sämtlichen anderen Belastungen des Alltags! Ein auf die individuelle Belastbarkeit abgestimmtes regelmäßiges Training vermindert also beim Sportler den oxidativen Stress. Es stellt damit in der Bilanz eindeutig einen Schutzfaktor und keinen Risikofaktor für oxidativen Stress dar.


Die Gratwanderung des Leistungssportlers

Differenzierter muss die Situation beim Wettkampfsportler betrachtet werden. Er richtet sein Training weniger nach gesundheitlichen Aspekten aus, sondern unterstellt es hauptsächlich dem Ziel der Leistungsoptimierung. Dazu wird er in Training und vor allem auch im Wettkampf regelmäßig bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit für Umfang und Intensität gehen und diese auch immer wieder überschreiten.

Wie bereits erwähnt passt der Körper seine antioxidative Kapazität beim Trainierten an die Trainingsbelastungen an. Deshalb ist auch beim Leistungssportler im Trainingsalltag keine wesentliche Beeinträchtigung des Organismus durch vermehrten oxidativen Stress zu erwarten. Anders sieht es aus, wenn wiederholte, hochintensive, erschöpfende Belastungen trainiert werden oder Belastungen mit extremen Umfängen (Marathon, Ultraläufe, Ultratriathlon) bestritten werden. Unter diesen Bedingungen ist auch beim gut trainierten Sportler ein erhöhter oxidativer Stress nachweisbar. Bei Ultrabelastungen sind diese Störungen mehrere Tage lang nachweisbar und gehen auch mit einer entsprechenden Beeinträchtigung des Immunsystems einher. Allerdings kann eine erhöhte Zufuhr antioxidativer Substanzen mit der natürlichen Nahrung oder als Nahrungsergänzung (Vitamin C, E, Beta-Karotin u.a.) in diesen Situationen den Anstieg des oxidativen Stresses vermindern.

Untersuchungen an regelmäßigen Teilnehmern des Comrades-Marathons, eines 90 km Ultralaufs in Südafrika, haben gezeigt, dass das jahrelange Trainieren exzessiver Umfänge auf höchstem altersentsprechenden Leistungsniveau ein vorzeitiges Altern von Strukturen der Muskelzellen bewirken kann. Die Durchsicht der Altersklassenrekordhalter zeigte dabei, dass ein Läufer offensichtlich nur eine begrenzte Anzahl von Jahren ein solch hohes Niveau in der Weltspitze halten kann, egal in welchem Alter er dabei einsteigt. Chronischer, belastungsbedingter oxidativer Stress, der auch bei optimalen Adaptationen offensichtlich nicht vollständig kompensiert werden kann, muss als Ursache für diese Befunde mit in Betracht gezogen werden.


Ernährung – Chance und Risiko

Die Ernährung hat eine alles überragende Stellung. Je nach Zusammensetzung, Qualität und Schadstoffbelastung kann sie einerseits selbst zur größten Belastung des Organismus werden oder andererseits den größten Beitrag zur Unterstützung der antioxidativen Kapazität liefern.

Die typisch westliche Ernährungsweise gehört heute unnötigerweise leider in die erste Kategorie. Überkalorische Nahrung mit ungünstigem Fettprofil, hohem Anteil raffinierter Kohlenhydrate mit hoher glykämischer Last einerseits und die Vernachlässigung der Zufuhr von Gemüsen, Salaten und Obst andererseits begünstigt nicht nur die Entstehung von Übergewicht und Fettleibigkeit. Sie fördert per se Entzündungsprozesse und eine vermehrte Bildung freier Radikale und ist somit Risikofaktor für die Entstehung von Krankheiten. Gekoppelt mit Rauchen, übermäßigem Genuss alkoholischer Getränke oder einer hohen Schadstoffbelastung der Lebensmittel ist sie ein wahrer Vitamin- und Antioxidanzien-Killer.

In einer solch ungünstigen Stoffwechselsituation befinden sich alleine in Deutschland mehrere Millionen Menschen! Ihr notwendiger Bedarf an antioxidativen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen liegt dadurch über den üblichen Empfehlungswerten der Ernährungsgesellschaften, ihre tatsächliche Zufuhr dagegen weit darunter. Ohne Nahrungsumstellung oder eine gezielte Nahrungsergänzung entstehen bei diesen Menschen zwangsläufig erhebliche Defizite.

Umgekehrt trägt eine Ernährungsweise, die den Energieverbrauch nicht übersteigt, reich an Gemüsen, Salaten und Obst sowie pflanzlichen Ölen ist, auf raffinierte Kohlenhydrate und kohlenhydratdichte Lebensmittel zugunsten hochwertiger Eiweißquellen (z. B. frischer Kaltwasserseefisch, mageres Fleisch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte) verzichtet und auf eine wenig schadstoffbelastete Herkunft achtet, ganz wesentlich dazu bei, die antioxidative Kapazität des Körpers zu stärken und die oxidative Belastung zu senken. Nicht ganz zufällig geht eine solche Ernährungsweise mit niedrigeren Entzündungsparametern im Blut einher!


Lebensverlängerung durch Nahrungsbeschränkung

Welch große Bedeutung die Überernährung an sich, also die Zufuhr zu vieler Nahrungskalorien, in der Entstehung oxidativen Stresses hat, ist bislang vielen Menschen nicht bewusst. Die bereits erwähnten Beispiele von Erkrankungen, Lebensstilfaktoren (Rauchen!) und extremeren Belastungen zeigen aber, dass die körpereigenen Enzymsysteme kurz- oder langfristig leicht überfordert werden können. Gleichzeitig sind weite Teile der Bevölkerung von einer hochwertigen Nahrungszufuhr meilenweit entfernt. Diese Tatsachen rechtfertigen den Einsatz von antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln insbesondere dann, wenn die Betroffenen erkrankt sind oder an ihren Lebensstilfaktoren keine Änderungen vornehmen können oder wollen.


Zusammenfassung: Sport und Ernährung – die wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit

Sport und Ernährung können sich sowohl in positivem als auch im negativem Sinne in der oxidativen Stressbelastung des Körpers verstärken: Körperliche Inaktivität führt zu einer verminderten, antioxidativen Enzymkapazität. Ungewohnte, unvernünftige Belastungen und Überernährung bei minderwertiger Nahrungsqualität in Verbindung mit Stress, Rauchen und Alkohol sind unter diesen Umständen die lebensstilbedingten Hauptverursacher unnötigen oxidativen Stresses. Sie liefern damit einen wesentlichen Beitrag zur vorzeitigen Entstehung von Alterungsprozessen und chronischen Erkrankungen.

Angepasstes regelmäßiges Training erhöht dagegen die Aktivität körpereigener antioxidativer Enzymsysteme und senkt die Bildungsrate freier Radikale bei einer gegebenen körperlichen Belastung im Vergleich zum Untrainierten. Eine kalorienarme, ballaststoff-, vitamin- und spurenelementreiche Ernährung ohne toxische Belastungen vermindert die Bildung freier Radikale und sorgt für eine ausreichende Zufuhr antioxidativ wirksamer Nährstoffe. Unter dem Motto „40 Jahre lang wie 40 bleiben“ können mit dieser Strategie nicht nur die körperliche Fitness lange Zeit aufrecht erhalten werden, sondern vor allem auch vorzeitige Alterungsprozesse und eine Vielzahl von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen vermieden werden.


Dr. med. Jürgen Zapf
ZaGoMed – Gesellschaft für präventive Gesundheitsleistungen und Sportmedizin
Albert-Preu-Straße 11
95444 Bayreuth


Wenn Du nie hinausgehst ...

... , um Deine Lebenskraft zu spüren, wirst Du nie wissen, welche Energien in Dir stecken. Versuche so oft wie möglich, auch nur für 20 Minuten am Tag, Dich selbst zu erleben: Deine Kraft, Deine Energie, Deine Grenzen.

Isabelle Baumann


Mit der Körpermaschine an die Grenzen

Auszüge aus dem Artikel von Tobias Hürter, SPIEGEL ONLINE - 19. April 2006, 18:11:

"Im Gehen ist der Mensch unübertroffen

Eine nicht sehr sportlich scheinende Disziplin gibt es immerhin, in der Homo sapiens brilliert: das gemächliche Gehen. Da sind wir Energiesparweltmeister in unserer Gewichtsklasse. "Gemessen an Tieren gleicher Größe gibt es keine effizientere Fortbewegungsart", sagt Robert McNeill Alexander. Einen ebenen Kilometer zu gehen kostet ungefähr so viel mechanische Energie wie ein Stockwerk Treppen steigen. Wer stehen bleibt und sich ein bisschen aufregt, verbraucht mehr.

Einmal in Bewegung gesetzt, tickt unser Gehapparat wie ein Uhrwerk. Mit jedem Schritt wird ein Teil der Vorwärtsenergie in Sehnenspannung und einem sanften Hub der Körpermasse zwischengespeichert, dann fast verlustfrei in Vortrieb zurückverwandelt. Weil wir von der Ferse bis zu den Zehen abrollen, müssen wir kaum die Knie beugen. Die Beine schwingen wie Uhrpendel unter dem Rumpf durch. "Das Pendelprinzip ist das Geheimnis unseres Gangs", sagt McNeill Alexander. Bei leichtem Gefälle geht man von selbst. Unsere Sehnen federn so gut wie Gummiseile, unsere Gelenke gleiten sanfter als Industrielager. "Der Reibungskoeffizient von Knorpel auf Knorpel übertrifft jedes technische Material", schwärmt Wilfried Alt, Bewegungsforscher an der Universität Stuttgart.

Lange galt der menschliche Gang unter Evolutionsbiologen als Kompromisslösung. Sie dachten, unsere Vorfahren hätten sich in die Vertikale erhoben, um eine bessere Aussicht oder die Hände frei zu haben. Aber womöglich entsprang die Gattung Homo dem evolutionären Druck zu sparsamer Fortbewegung: "Der aufrechte Gang war für sich Grund genug", sagt Wilfried Alt. "Werfen und Werkzeuggebrauch hat der Mensch erst viel später gelernt."

Neuerdings dämmert Humanbiologen, dass die Natur unseren Bewegungsapparat nicht nur für das Gehen, sondern auch fürs Rennen ausgelegt hat. Die amerikanischen Forscher Dennis Bramble und Daniel Lieberman zeigten in einer Studie, dass unsere Vorfahren schon vor zwei Millionen Jahren die Merkmale von Läufern entwickelten: verstärkte Fersen, längere Beine, schmalere Hüften, größere Gelenkflächen zur besseren Stoßabsorption und Knochenansätze für zugfeste Sehnen - an der Achillessehne eines flott laufenden 70-Kilogramm-Menschen zerrt eine Kraft, die dem Gewicht einer knappen halben Tonne entspricht. Allzu schnell sind wir allerdings nicht. Wozu auch hätten unsere Vorfahren mit 60 Sachen hinter Antilopen her laufen sollen, wenn sie clever genug waren, ohne solche Hetzerei zu überleben? Die evolutionäre Nische des Menschen ist schließlich von je her Schlauheit, nicht Schnelligkeit.

Das menschliche Gehirn verschlingt fast ein Fünftel des Ruhe-Energieumsatzes seines Trägers. Im Austausch für so viel Denkkapazität mussten wir körperlich mit einem Sparmodell vorlieb nehmen. Unsere Kreislaufkapazität reicht nur noch aus, um die Beine voll in Aktion zu halten. Wenn wir zusätzlich die oberen Gliedmaßen bewegen, müssen wir unten bremsen. "Wir sind nicht nur vom Körperbau her Zweibeiner, sondern auch vom Stoffwechsel her", sagt der Sportmediziner Hans Hoppeler von der Universität Bern."

"Wir Feiglinge müssen uns mit einem Körper abfinden, der vieles kann, aber nichts wirklich gut. Immerhin ist dieser Körper der passende für unseren Kopf. "Kein anderes Lebewesen hat ein genügend komplexes Nervensystem, um so viele verschiedene Bewegungen zu lernen", sagt der Biomechaniker Wilfried Alt. . Es gibt schnellere und stärkere Biomaschinen. Aber nur wir Menschen können unsere bewusst genießen. Holen wir raus, was drinsteckt. Auch wenn es ein paar Watt weniger sind."

Den vollständigen Artikel finden Sie unter
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,411923,00.html


Jogging trieb die Evolution voran

Jogging hält den Menschen nicht nur fit, sondern schenkte ihm vermutlich auch seine Gestalt und seine Intelligenz. Die körperlichen Voraussetzungen für ausdauerndes Laufen trieben die menschliche Evolution neuen Erkenntnissen zufolge maßgeblich voran.
Homo sapiens
Homo sapiens

Von allen Primaten kann nur der Mensch ausdauernd über lange Strecken rennen - und schneidet dabei auch erstaunlich gut gegen Vierbeiner ab. Bislang gingen Forscher allerdings davon aus, dass diese Fähigkeit keine besondere Bedeutung in der Evolution der Gattung Homo hatte, vor allem weil Menschen vergleichsweise schlechte Sprinter sind.

Nun aber glauben zwei US-Wissenschaftler herausgefunden zu haben, dass der Mensch seinen Körperbau und zum Teil auch seine Geisteskraft dem Dauerlauf verdankt. Seine große Kondition habe es frühen Menschen vermutlich ermöglicht, Beutetiere durch lange Verfolgung zu erschöpfen und nahe genug heranzukommen, um sie mit Wurfgeschossen zu erlegen. Die proteinreichere Nahrung wiederum habe die Entwicklung des menschlichen Gehirns gefördert, heißt es im Fachblatt "Nature" (Bd. 432, S. 345).

"Das Rennen hat die menschliche Evolution entscheidend gestaltet", erklärt Dennis Bramble von der University of Utah in Salt Lake City. "Es machte uns zu Menschen - zumindest im anatomischen Sinn." Mindestens 26 verschiedene körperliche Veränderungen hätten der Gattung Homo erstmals ausdauerndes Rennen ermöglicht, wie die Forscher anhand von Fossilien feststellten. Dazu gehörte etwa die Entwicklung von langen, federartig arbeitenden Sehnen, die besonders Energie sparend seien.

Eine verlängerte Achillessehne am Fußgelenk etwa sei erst vor weniger als drei Millionen Jahren aufgetreten. Der affenähnliche Hominid Australopithecus hatte sie noch nicht, obwohl er schon vor rund 4,4 Millionen aufrecht laufen konnte. Längere Beine, die eine höhere Geschwindigkeit ermöglichten, seien spätestens mit dem Homo erectus vor 1,8 Millionen Jahren aufgetaucht, so die Wissenschaftler.

Die höhere Belastung von Knochen und Gelenken durch das Laufen wiederum sei durch die Ausbildung einer größeren Gelenkoberfläche abgefangen worden, die sich ebenfalls in der Gattung Homo nachweisen lasse. Stärkere Muskeln hätten für die Stabilisierung des Körpers beim Laufen gesorgt, und der Verlust der Körperbehaarung habe unter anderem eine bessere Regulation der Körpertemperatur ermöglicht.

Spiegel Online 18. November 2004